Man darf die stetigen Angriffe auf die Südtiroler Autonomie nicht isoliert sehen.
Schon seit Jahren werden die vermeintlichen Südtiroler "Privilegien" von vielen uninformierten Schreiern angeprangert. Man muss nur mit den italienischen Touristen sprechen, viele von ihnen sind überzeugt, dass ihre Steuergelder unseren Wohlstand finanzieren.
Sogar in Südtirol selbst steht die Autonomie unter starkem Beschuss, auch bei den Open Space Veranstaltungen konnte man es klar sehen: von italienischer Seite ist der Beitrag zum Ausbau der Autonomie gleich null. Die zwei primären Themen, die von der italienischen Volksgruppe vorangebracht werden, sind Abschaffung des Proporzes und Aufweichung des muttersprachlichen Unterrichts.
Es ist kein Wunder, wenn immer mehr Südtiroler einsehen, dass wir bei Italien keine großen Chancen haben, weil uns die Autonomie auf nicht mehr lange schützen wird.
Sogar eine Partei, die sich selbst als "autonomiefreundlich" bezeichnet, hat mit dem Schlachtruf "zuerst abzocken, dann raus?" gegen die Selbstbestimmungsbefürworter gewettert, ganz so als ob Italien uns Wohlstand geschenkt hätte. Wie will man mit solchen Politikern die Autonomie weiterhin glaubhaft verteidigen? Wie viel politische Energie vergeudet Südtirol für die Verteidigung eigener Grundrechte und aufgrund des ständigen Rechtfertigungsdrucks?
Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist in Südtirol ganz klar präsent, das kann man nicht wegargumentieren. Trauen wir uns also, einerseits die Autonomie zu stärken, andererseits eine demokratische Abstimmung über Südtirols Zukunft zu fordern. Diese Doppelstrategie ist möglich: Schottland kann nun seine eigenen Befugnisse ausbauen, eben weil Großbritannien sonst befürchten muss, dass es sonst Schottland erst recht verliert.
Ferdinand Mair, Bozen
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