Appell an die Vernunft

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Das Forum der 100 am Samstag, 2. April 2016 war für mich eine schöne und überraschende Erfahrung, da ich als einer der acht Vertreter in den Konvent der 33 gewählt wurde. Leider kamen schon bald Vorwürfe von Frau Mazzardis („Voler guidare una Ferrari con i pedali“) an das Forum, die ich nicht unkommentiert stehen lassen kann, da sie zum Teil auch mich betreffen und gleichzeitig die Gefahr besteht, dass der Konvent beschädigt wird. Ich möchte hier möglichst sachlich argumentieren, um diese Vorwürfe zu entkräften und weiteren Schaden vom Forum der 100 abzuwenden. Der Autonomiekonvent ist ein allzu zartes Pflänzchen, das von uns allen behütet und verteidigt werden sollte, da wir ansonsten in den Mühlen der Politik und der Polemik unterzugehen drohen.

1. Frau Mazzardis wirft einer Gruppe von Teilnehmern Obstruktion vor („il folklore ostruzionistico che ha provato a mettere in dubbio tutto, persino l'opportunità di votare ieri gli otto rappresentanti“); da ich eine dieser Personen war, möchte ich kurz darauf eingehen. Ich habe bereits eine Woche vor der ersten Sitzung an das Sekretariat des Konvents eine E-Mail mit der Bitte geschrieben, mir den Wahlmodus mitzuteilen, da ich dies in einem demokratischen Prozess für unabdingbar halte. Dieser Bitte um Transparenz wurde nicht entsprochen; drei Tage vor der Wahl bekam ich eine Antwort, dass die Fraktionssprecher den Wahlmodus festgelegt haben und dieser am Samstag bekanntgegeben wird. Nachdem im Forum die Moderation zur endgültigen Kandidatur aufgerufen hatte, ohne jedoch den Wahlmodus bekanntgegeben zu haben, haben ich und andere Teilnehmer protestiert und die Bekanntgabe des Wahlmodus eingefordert. Dies hat für mich nichts mit Obstruktion sondern mit Transparenz zu tun, zudem habe ich eine hohe Diskussionskultur erlebt.

2. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Kandidatur von Bürgermeistern und hohen Parteifunktionären, die ich und andere Teilnehmer in Frage gestellt haben, da für diese andere Möglichkeiten bestehen (z.B. Rat der Gemeinden, Entsendung durch den Landtag), sich am Konvent zu beteiligen. Die Kandidatur von einfachen Gemeinderats- und Parteimitgliedern wurde nie in Frage gestellt, auch diese Diskussionen VOR der Wahl waren aus meiner Sicht legitim.

3. Frau Mazzardis wirft den Einbringern der Forderungen nach Transparenz vor, militärisch organisiert („dopo un tempo molto lungo di fuoco incrociato da parte delle truppe cammellate e organizzate“) zu sein und möchte diese – meine Interpretation – der extremen Rechten zuordnen. Wer meine Biographie kennt, versteht, dass ich dies als Provokation empfinde. Ich kann versichern, dass dieser Protest nicht „militärisch“ organisiert war; zudem habe ich Militarismus in jeder Form stets abgelehnt und beispielsweise einen Zivildienst abgeleistet.

4. Mazzardis und andere stellen nun den Wahlmodus in Frage. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir ALLE vorab transparent und offen informiert gewesen wären, dann hätten einige Unstimmigkeiten vermieden werden können.

5. Als sehr unglücklich und schädigend empfinde ich die Reaktionen auf die Wahl von Olfa Sassi, die ich als positive Bereicherung des Forums empfunden habe. Leider spricht man ihr die „italianità“ indirekt ab („manca dunque alla comunità italiana la rappresentanza reale“). Mein Vater ist Ladiner, meine Mutter stammt aus England, bin ich deswegen kein „richtiger“ Deutscher? Hätte für mich und andere Teilnehmer, die keine „reine“ Abstammung haben („così come non pensare al quarto gruppo, costituito dai cittadini con background migratorio“), eine eigene Liste errichtet werden müssen? Müssten wir nicht alle genau dieses Gedankengut überwinden?

6. In den Medien wird den Schützen vorgeworfen, Olfa Sassi gewählt zu haben, um die Italiener zu provozieren. Ich kann diesen Vorwurf, der für mich eine Beleidigung gegenüber der Person und ihren Fähigkeiten ist, nicht nachvollziehen. Ich habe einige Gespräche mit unterschiedlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geführt und viele haben die Kandidatur von Olfa Sassi als überaus positiv empfunden. Ich bin der Überzeugung, dass viele Teilnehmer sie gewählt haben, um den Konvent bunter zu machen. Zudem ist mir nach Bekanntgabe der Stimmenanzahl klar, dass von Manipulation durch die Schützen nicht die Rede sein kann.

 

Ich glaube, wir Teilnehmer des Konvents sollten versuchen, auch bei unterschiedlichen Ansichten und Meinungen, respektvoll miteinander umzugehen. Für mich ist die Gestaltung unserer zukünftigen Zivilgesellschaft ein überaus wichtiges und übergeordnetes Thema, welches nicht durch Provokationen und Unterstellungen beschädigt werden darf. Wir acht Vertreter des Forums der 100 im Konvent der 33 sind zwar nach einem Proporzsystem gewählt worden, aber nicht, um einzelne Interessensgruppen („Italiener“, „Deutsche“, „Ladiner“, Frauen, Männer, Jugendliche, Senioren, Unternehmer usw.) zu vertreten. Wir vertreten gemeinsam alle Südtiroler und so verstehe ich auch meinen Auftrag. Schließlich wurde ich vermutlich auch von Frauen und von Italienern gewählt. Arbeiten wir also alle zusammen, diskutieren und beweisen wir, dass die Südtiroler Zivilgesellschaft in der Lage ist, alte Feindbilder und Schemata zu überwinden und eine neue Vision für unsere Zukunft zu erarbeiten. Meine Hand ist ausgestreckt.

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