Der Autonomiekonvent ist für mich und ich denke, für die meisten meiner Generation, eine neue Erfahrung. Bisher kannte man die Politik vor allem als einen Bereich, in dem gewählte Mandatare die Interessen der Bevölkerung wahrnehmen. Es ist daher gut und erfrischend, dass nunmehr der Bürger selbst das Wort hat. Die EURAC hat diese erste Veranstaltung auch tadellos organisiert.
Doch bei den Inhalten schien mir leider allzu vieles altbekannt zu sein. Die ewig gleichen Forderungen nach Abschaffung von Proporz und Einführung der verpflichtenden und flächendeckenden „gemischten“ Schule, vorgebracht von den ewig gleichen (meist parteigebundenen) Personen, waren ermüdend und banden viel zu viel Energie, die man in eine Zukunftsdiskussion investieren hätte könne.
Eine Zukunftsdiskussion, die die einmalige Chance unserer Heimat in den Mittelpunkt stellt: eine Brücke zwischen deutschem und italienischem Kultur- und Wirtschaftsraum zu sein.
Und um diese Brückenfunktion glaubwürdig und authentisch wahrnehmen zu können, müssen wir unseren Charakter als deutsche Volksgruppe bewahren. Wieso sollte sich ansonsten auswärtige Unternehmen Südtirol als Sprungbrett für Italien aussuchen? Wieso deutschsprachige Kulturschaffende hier tätig werden? Große Zentren wie Mailand würden uns hier sofort den Rang ablaufen.
Und diese Brückenfunktion wird versinnbildlicht durch ein funktionierendes deutsches Schulwesen, das es unserer Jugend ermöglicht, den deutschen Kultur- und Wirtschaftsraum als den ihren zu erfahren. Sich dort zuhause zu fühlen und sämtliche Chancen wahrzunehmen, die dieser große Raum uns bietet. Und natürlich als „Botschafter“ dieses Raumes in Italien erfolgreich wirken zu können.
Deswegen unser bewährtes deutsches Schulsystem mit muttersprachlichen Unterricht über den Haufen zu werfen und durch sinnfreie CLIL-Unterrichte zu verwässern und zu entwerten, scheint mir grob fahrlässig. Es war sehr wohltuend zu sehen, dass die allermeisten jugendlichen Teilnehmer am Konvent dies genau so sahen. Die vermeintlichen „ethnischen Zwänge“, die von in Ehren ergrauten Anhängern der „gemischten Schule“ so gebetsmühlenartig wie nebulös vorgebracht wurden, stießen hier bestenfalls auf Unverständnis. Ein sehr erfreuliches Zeichen und ein Gütesiegel für unsere deutsche Schule!
Ich würde mir für den weiteren Verlauf des Konventes wünschen, dass man sich wahren Zukunftsthemen widmen könnte, die von der Prämisse starten, dass in unserem Land drei Volksgruppen leben, die sich in ihrer verschiedenen Identität ergänzen und deshalb einen Reichtum darstellen, den es zu schützen gilt. Und das Deutsche, Italiener und Ladiner gemeinsam diese Brückenfunktion ausüben, jeder in seinem Bereich, jeder als selbstbewusster Träger der eigenen Kultur. Und gerade deshalb auf Augenhöhe mit den anderen Volksgruppen.
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